Wie unser Fachwerkhaus eine neue Fassade bekam
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In diesem Sommer hat unser Fachwerkhaus eine neue verputzte Fassade bekommen. Bis zur Fertigstellung waren viele Arbeitsschritte nötig, und in diesem Post fasse ich das Baugeschehen in Bildern zusammen.
Unser Fachwerkhaus ist in zwei Bauabschnitten gebaut worden. Der jüngere, datierte Teil ist von 1775, und ich bin mir sicher, dass das Haus einiges zu erzählen hätte, wenn es denn könnte. Manchmal liebe ich solche Gedankenspiele.
Anfang der 1990er Jahre haben meine Eltern große Teile des Hauses saniert und die Fassade nur mit einer Kalkfarbe gestrichen, statt sie mit Kalk zu verputzen. Die letzten beiden Winter haben der Farbe sehr zugesetzt, und deswegen war es an der Zeit, etwas an der Fassade zu tun.
Im ersten Schritt wurde die Kalkfarbe von der Fassade entfernt. Dabei sind teilweise größere Brocken Lehm mit abgefallen, und deswegen mussten einige Gefache gefüllt werden.
Um dem Lehm einen guten Halt zu bieten, wurde auf die Staken eine Schilfrohrmatte aufgeschraubt. Dann wurden die Gefache mit Lehm aufgefüllt. Wohlgemerkt mit selbstgemischtem Lehm. Ich bekam eines schönen Sommertags die Aufgabe, vom Ponyhof meiner Freundin einen Eimer Pferdeäpfel mitzubringen, um die Wetterfestigkeit des Lehms zu erhöhen.
Anschließend bekamen die neu gefüllten Felder ein hübsches Lochmuster, das als Haftbrücke für den Kalkputz dient.
Die linke Hausecke bescherte uns eine besondere Überraschung: Es stellte sich heraus, dass der untere schräglaufende Balken von Holzwürmern bewohnt war, die vor unserer Nase munter-lustig Holzmehl aus dem Balken rieseln ließen. Wir sahen uns also gezwungen, ein paar Balken austauschen zu lassen. So viel zum Thema „eben die Fassade renovieren“. Der ausgemusterte Eckbalken ist momentan der liebste Spielplatz meiner Tochter.
Bevor die Balken getauscht werden konnten, mussten die umliegenden Gefache geleert werden. Dabei sind wir auf die Reste einer Zeitung gestoßen. Ich kann nur vermuten, dass die Zeitung als Untergrund für die abschließende Tapete eingebaut wurde und so den Wanduntergrund gleichmäßig saugfähig machen sollte.
Mit ein bisschen in-den-Fetzen-lesen fanden wir heraus, dass es die Weihnachtsausgabe aus dem Jahr 1952 ist. Schon witzig, was zu dieser Zeit in der Zeitung stand. Kostprobe gefällig?
Leider habe ich kein Foto vom Balkentausch, aber es sah sehr beeindruckend aus, wie unserem Haus auf einmal die Ecke fehlte und stattdessen Stützen dafür sorgten, dass alles an seinem Platz blieb.
Eine Zeit lang war die Hausecke mit Planen abgedeckt, damit der Regen nicht ins Haus kam. Die Wände in unserem Haus sind aufgedoppelt. Wir haben die äußere Wand entfernt und die innere Wand stehen gelassen. So hielt sich dann zum Glück die Schmutzbelastung in den Wohnungen in Grenzen. Weder meine Nachbarin von oben noch ich mussten irgendetwas in unseren Wohnungen renovieren.
Das neu gesetzte Balkengerüst wurde mit Leichtlehmsteinen ausgemauert und dann wie die restliche Fassade mit Kalk verputzt.
Zum Schluss wurden dann die Balken mit schwarzer Farbe gestrichen, und endlich erstrahlt das alte Haus wieder in neuem Glanz. Zumindest auf der Nordseite. Zwei weitere Seiten stehen uns noch bevor. Wahrscheinlich im nächsten Sommer und hoffentlich ohne Holzwurm-Überraschung.
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Recht vielen Dank für den informativen Artikel! Sehr cooler
Tipp.